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Ueber 40 Jahren Abstand
TMA-2 & JB-336
Citation:   Hans M. "Ueber 40 Jahren Abstand: An Experience with TMA-2 & JB-336 (exp90902)". Erowid.org. Jan 2, 2012. erowid.org/exp/90902

 
DOSE:
40 mg oral TMA-2
  1 mg oral JB-336
BODY WEIGHT: 75 kg
Einleitung und Besprechung zur 2. Sitzung; 1. Sitzung und „set and setting“ unter: Psycholyse-Sitzungen (1968).

Ich versuche hier, nach über 40 Jahren Abstand, die Hauptgedanken der anschließenden „Besprechung“, das, was ich lernen konnte, mir wieder bewusst zu machen, formulierbar zu machen und darzulegen. Vieles ist mir ja im Laufe meines weiteren Lebens zur „geheilten“ zweiten Natur geworden und mir durchaus gar nicht mehr routinemäßig bewusst!

R meinte zu Beginn, er habe schon damit gerechnet, dass in dieser 2. Sitzung ich verstärkt Widerstand leisten werde, nachdem ich in der 1. Sitzung sofort, nahezu ohne Widerstand, in meine Hauptproblematik [er meinte damit meine „Agressionshemmung“ und alle meine daraus resultierenden „Charakterschwierigkeiten“] „geworfen“ worden sei. Ich sei vom Mescalin geradezu überrascht („überrumpelt“) worden. Er habe damit gerechnet, dass nach diesem Erlebnis ich wohl stärker „auf der Hut sein werde“. Er habe deshalb etwas JB336 beigemischt zum Brechen des Widerstandes von der körperlichen Seite her.

Was gelaufen war:
Es war die vertiefte Fortführung meines Themas: die erste grundlegende Fehlentscheidung des Kleinkindes, nämlich das Hereinnehmen des „Böseseins“ ins „Ich“ und die Verdrängung dieses Vorgangs, und die Verdrängung dessen, dass ich das eigentlich gar nicht wollte. Mein „Duckmäusertum“, gründend auf dieser doppelten Verdrängung und dass das alles unbewusst gehalten werden musste. Daher meine Angst vor Konflikt, Auseinandersetzung, Aggression, die das alles, mein „Bösesein“ (so fürchtete ich - popanzhaft zur eigenen Abschreckung aufgeblasen - auch wieder unbewusst) zum Ausbruch bringen könnte. Potentielle Amokläufer, so kann ich mir vorstellen, könnten sich in einer ähnlichen Gefühlslage befinden, wie ich sie in dieser Sitzung und in den Tagen danach erfahren habe.

R meinte dazu:
Kampfbereitschaft, „Bösesein“, Wütendwerden bis zum Explodieren und bis zur Geringschätzung des eigenen Lebens, seien durchaus auch wertvolle eigene Möglichkeiten, die unter gewissen extremen Lebenssituationen angebracht sein könnten. Einen Unterschied macht es nur, ob diese Möglichkeiten, popanzhaft in ihrer Schrecklichkeit übersteigert aufgeblasen, unbewusst (verdrängt) gehalten würden, oder man sich ihrer als eigene Möglichkeiten bewusst ist, und damit bewusst bei Bedarf auch einsetzen kann. In diesem zweiten Falle verfüge „Ich“ über diese Möglichkeiten und nicht umgekehrt. Werden diese „Schrecklichkeiten“ verdrängt gehalten, bestimmen sie einen (wobei zur Tarnung gerne die entgegengesetzte äußere Erscheinung – „Aggressions- Hemmung“ – aufrechterhalten wird). Die Angst vor der eigenen „Schrecklichkeit“ ist die Kraft und der Schutzwall, die diese Dinge unbewusst hält. (Ich erinnere mich, dass ich als Kind eine Zeitlang ganz fürchterlich gestottert hatte; heute weiß ich, dass das Stottern ein Ausdruck der Agressionsproblematik ist: der Stotterer will etwas sagen, hat aber Angst vor seiner eigenen Sprach-Aggression und den Gefahren, die damit verbunden sind oder sein können, und will es daher gleichzeitig zurückhalten. Der Ausdruck dieses Konfliktes ist das Stottern, zumindest war es das bei mir.)

Als „Übung“ für „zu hause“ empfahl er mir, diesen „Schrecklichkeiten“ weiter nachzuspüren, phantasiemäßig, im Halbschlaf, und den seelischen Energien, die darin „versteinert“ gebunden liegen, eine Chance zu geben. Ich sollte versuchen, mir selbst diese Schrecklichkeiten zu verzeihen, die Trauer zuzulassen darüber, dass ich mich zu so „Schrecklichem“ (als Kleinkind „gezwungenermaßen“) entschieden hatte, aber auch mir klarzumachen, dass meine damalige Entscheidung damals wohl „notwendig“ war, aber „jetzt“ eben nicht mehr meiner realen Lebenssituation entspricht. „Nimm dich selbst als kleines Kind an die Hand, tröste Dich selbst, zeige dir die Welt wie sie jetzt ist, und lass den Schmerz zu, dass Du dich selbst so verstümmelt hast (dich verstümmeln musstest). Mit einer kurzen Formel gesagt: Nimm dich selbst an! Hab´ keine Angst vor Deiner Angst, nimm deine Angst liebevoll an die Hand und tu die als richtig erkannten Dinge zusammen MIT deiner Angst, nicht GEGEN Deine Angst. Du wirst sehen, es geht. Die Formel lautet: Zusammen MIT der Angst die anstehenden Dinge tun, nicht gegen die Angst.“

Heute kann ich sagen: es funktioniert, ich habe immer wieder erfahren, dass die Angst nur dann mich lähmte, wenn ich vor meiner Angst Angst hatte. Akzeptierte ich meine Angst und habe die Dinge MIT der Angst getan (NICHT GEGEN sie, oder TROTZDEM), habe ich immer wieder festgestellt: es geht. Ich kann anstehende Dinge zusammen mit meiner Angst, sogar mit panikartiger Angst, tun, sie behindert mich nicht, wenn ich sie „an die Hand nehme“ und wir zusammen die „richtigen“ Dinge tun. Und etwas weiteres geschah: Ich merkte, wie in den „Schrecklichkeiten“, dem Schmerz, der Angst, positive Energien gebunden waren, die, mit immer geübterem Fortschreiten in diesen Übungen, zum Tragen kamen.
Etwas möchte ich jedoch gleich hier loswerden: In jeder Lebenssituation musste (und muss es noch, und es wird bis zum Ende meines Lebens nicht beendet sein) ich erneut mir meine Problematik bewusst machen und bewusst die neue, veränderte Entscheidung treffen. Wenn ich automatisch reagierte, war ich wieder im alten Gleis. Mit den Jahren wird das „Neue“ jedoch langsam neue Praxis und Routine, sodass es nicht mehr so viel „Bewusstmachung“ und damit Anstrengung erfordert.

R war der Meinung, dass Verhaltensänderung bei Erwachsenen nur über den Weg der „Bewusstmachung“ und der bewusst veränderten Entscheidung läuft. Das setzt jedoch auch Bewusstmachung von „Unbewusstem“ und „Verdrängtem“ voraus. Meine Erfahrung ist, dass er recht hatte und hat.

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[Damaliges Protokoll von 1968; heutige Einfügungen in eckigen Klammern]

[Datum nicht notiert, war aber nur wenig - vielleicht ein, zwei Wochen - nach der 1. Sitzung Ende 1968. Einzige TMA-2-Sitzung, verstärkt mit „wenig“ JB336. Dosis nicht erfragt, schätze auf Grund der Wirkung etwa 40mg TMA-2 + ≤1mg JB336.]

„Ich habe mir eine gewisse Einteilung geschaffen nach dem Schachtelprinzip, die eigentlich nicht zur Sache gehört, die mir aber hilft, dass ich nichts vergesse.

Der Widerstand gegen heraufkommende Erlebnisse war so stark, dass wohl ein oder zwei Stunden nichts kam [lag auch vielleicht am langsamer wirkenden TMA-2]. R´s Anwesenheit spielte dabei eine große Rolle, ich konnte mich nicht gehen lassen, sobald er dabei war. Er war für mich die Person, die Leistung abverlangt, die lobt oder tadelt. Ich konnte mich nicht gehen lassen in seiner Gegenwart aus Angst vor dem lächerlichen und schwachen Bild, was ich abgeben könnte. Mit jeder anderen Person die anwesend gewesen wäre, wäre es ähnlich gewesen. Ich habe Angst so zu sein wie ich bin, sobald andere dabei sind.

Es ist auch verständlich für mich, dass es so ist; denn zu einem späteren Zeitpunk sind Dinge gekommen, die mich als äußerst schwach, klein, bösartig gezeigt hatten, und die somit für andere herrliche Angriffsflächen geboten hätten. Auch später, als die Sache lief, ich im Maschinengewehrfeuer lag und R wieder ins Zimmer kam, stellten sich sofort diese Gedanken wieder ein, und ich taxierte permanent ab, welchen Eindruck ich jetzt wohl mache, kam zu dem Schluss, dass ich momentan wohl Mitleid erzeuge, und dass jemand der Mitleid mit mir hat, mich wohl momentan kaum angreifen werde; aus diesem Grund habe ich dann das Maschinengewehrfeuer noch eine Weile weiterlaufen lassen. Allerdings kann ich nicht sagen, ob es nicht auch ohne den Gedanken des Mitleid-Erregen-Wollens weitergelaufen wäre, wahrscheinlich schon. D.h. ohne Kontrollperson wäre lediglich der Gedanke des Mitleid-Erregen-Wollens weggefallen. Die Realität des Erlebens wird nicht durch diese oder jene Beigedanken beeinflusst, höchstens ge…[eigene Schrift selbst mir heute unleserlich]. Nur im Anfang können sie das Erleben überhaupt unterbinden.

Ich erlebte einen furchtbaren Schmerz der Ohnmacht, des rettungslos Ausgeliefertseins; ganz konkret am ganzen Körper. Als ob ein furchtbares Schicksal auf meinen Leib eindringt. Dieses Schicksal ist völlig unpersönlich, auch nicht menschlich irgendwie beeinflussbar (die unpersönlichen unbeeinflussbaren Götter) [diese Einfügung in runden Klammern anknüpfend an einen früheren Trip mit Mescalin, alleine „gereist“]. Das bewirkte, dass auch jede Art von Weinen unterblieb, mit dem ich dieses Schicksal eventuell milder stimmen könnte, sondern allenfalls ein tödlich uneffektives Wimmern sich zeigte. Ich riss vor Schmerz den Mund weit auf, aber kein Weinen kam, eben aus dem Bewusstsein der gänzlichen Nutzlosigkeit des Weinens, danach ging der durchzuführende Ansatz zum Weinen in ein Gähnen über (?). Aus diesem Gefühl der Ohnmacht gebar sich ein teuflisches, bösartiges, zerstörerisches wildes Tier, ich selbst, welches auf alles, was irgendwie nach Macht oder Stärke aussah, mit einer Todesverachtung, das heißt mit einer Verachtung und lustvollen Geringschätzung für das eigene Leben, zerstörerisch einwirkt, in Form von Zerbeißen, Abbeißen, Zerfleischen und Runterschlucken. Ich biss meinem Vater und allen männlichen Wesen in meiner Umgebung mit ausgesprochener Lust den Penis ab und schluckte ihn runter und zum Schluss aus selbstzerstörerischer ironischer Wut auch mir selbst. Die weiblichen Personen, namentlich meine Mutter, wurden vergewaltigt und ich schuf mit meinem Penis eine große, blutende Wunde in ihrem Unterleib. Ihre höchst schmerzvollen, angstverzerrten Schreie genoss ich lustvoll. Auch die Männer, denen ich den Penis abgebissen hatte, und die nunmehr ungefährlich waren, wurden Objekte meiner lustvollen Vergewaltigungen.

Zwischendurch kamen aus meinem Mund Sirenengeheul [ich hatte nicht den Eindruck, dass ich da schreie, sondern irgendetwas, ein fremdes Wesen schreit aus mir], Geräusche von Flugzeugen, die unsere Stadt überquerten, auch einzelne Flugzeuge, die vereinzelt Bomben abwarfen; es tauchte das Bild einer abgebrannten Stadt [Ruinenstädte nach alliierten Bombenangriffen], fürchterlich schwarz, auf, die Ruinen schwarz gegen einen dunkelblauen Nachthimmel, der noch hie und da durch explodierende Bomben beleuchtet wurde. Es war der Gewitterhimmel und die bedrohlichen Landschaften in meinen Träumen. Lange Zeit zuckten meine Bauchmuskeln und mein Atem im Rhythmus von Maschinengewehrfeuer und Granateinschlägen [vorrückende alliierte Streitkräfte]. Hörte das Feuer auf, so atmete ich erleichtert auf, es war gleichzeitig das erleichternde Aufatmen meiner Eltern. Ab und zu japste ich heftig nach Luft und ich erkannte dieses Japsen wieder: es war die Situation, als wir vor dem Granatfeuer in einen leeren [ausgetrockneten] Brunnen im Garten flüchteten. Mein Vater hatte mich in eine Decke fest eingewickelt und wir saßen dichtgedrängt in dem Brunnen im Garten unseres Hauses [wir hatten nur überlebt, weil es sich um Brisanz-Granaten handelte, die bei der kleinsten Berührung, also z.B. Baumzweige, explodierten]. Damals wäre ich fast erstickt; doch mein Vater entdeckte es rechtzeitig und befreite meinen Kopf. Einmal fuhr ich mit beiden Händen durch meine Haare und sagte: „ich habe doch auch schöne Haare!“ Zwischendurch in anderen Perioden sah ich die wunderbar tiefen, ruhigen und gütigen Augen meiner Mutter, sah wunderbare Mädchen mit blonden Haaren in der Sonne sitzen. Diese herrlichen Bilder verzerrten sich nicht mehr so oft und so schnell wie in der 1. Sitzung. Trotz allem kam das tiefe verzweifelte Trauergefühl, dass das für mich alles verloren sei, und ich es nur von außen ab und zu mal anschauen könne, eben auch auf Grund meiner abgrundtiefen Verderbtheit. Ich sah mich mehrmals als ein winziges, äußerst bösartiges Insekt oder Zwerg mit einem spitzen giftigen Stachel; über diesem Insekt einen riesigen nackten Fuß, oder Daumen, der das Insekt gerade zerquetschen wollte, und dabei hatte ich den hämischen Gedanken: tritt nur zu, wirst schon sehen, was du davon hast, mein Stachel wird dir zu schaffen machen.

Nach dieser Sitzung ist mir einiges klarer: Meine ständige Angst im Bauch sitzt genau dort, wo das Maschinengewehrfeuer sich körperlich-gedächtnismäßig [eine Art „Körpergedächtnis“] erhalten hat. Ich kann mich nicht mehr ohne Abscheu im Spiegel betrachten. Ich sehe direkt unter der Oberfläche der glatten Gesichtshaut die teuflischen Fratzen des wilden Tieres. Es bereitet mir einen perversen Genuss, diese vorgefertigten latenten Fratzen vorm Spiegel mit Leben auszufüllen, ähnlich, wie man in eine Tonform Substanz gießt. Der Effekt dieser 2. Kur ist im Ganzen eher negativ, da ich den realen Hintergrund für die Befürchtungen meiner Minderwertigkeit klar nachempfindbar unter dem Gesicht trage. Es braucht nur jemand mal genauer hinzuschauen, und schon wird er sie entdeckt haben. Diese fürchterliche Trotzhaltung ist ebenfalls verstärkt. Wenn ich schon böse bin, dann will ich es auch richtig sein. Und ich werde die Leute jetzt erst recht vor den Kopf stoßen. Ich werde mir Waffen zulegen und dann soll nur ja mal einer versuchen, mir irgendwie schief zu kommen, ich lege ihn um. Und wenn ich dann bestraft werde von dieser miesen Gesellschaft, dann wird mir das erst recht lustvoll sein. Und dann wieder furchtbare Verzweiflung über diese ausweglose Situation in der ich verdammt bin.

Ich weiß auch, was der Coitus für mich bis jetzt immer war: Ein verletzen der Frau und im Orgasmus biss ich nach Raubtierart die Zähne zusammen und hatte ein perverses lustvolles Schmerzgefühl, d.h. ich biss mir den Penis ab. Es ist dies die Hereinnahme der äußersten Bedrohung ins Ich. Auch die Phantasie der Vergewaltigung [der Frau und] durch die Frau setzt sich öfters durch.“

Exp Year: 1968ExpID: 90902
Gender: Male 
Age at time of experience: 25
Published: Jan 2, 2012Views: 2,262
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TMA-2 (112) : Small Group (2-9) (17), Therapeutic Intent or Outcome (49), Guides / Sitters (39), Sex Discussion (14), Combinations (3)

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