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Hyoscyamin

Formel aus:

(5, 17, 62, 69/82)

Andere Namen:

Hyoscyamin: L-Tropyl-tropat, (20, 62) Daturin, (20, 62, 95/145) Levisin, (20, 62) dl-Tropyltropat, endo (+-) -alpha- (Hydroxymethyl) benzolessigsaeure 8- methyl -8- azabicyclo [3.2.1] oct-3 ylester, dl-Hyoscyamin, Atropin, Duboisine. (62)

Spezifikation:

Atropin ist ein Gemisch aus 50% d- und 50% l-Hyoscyamin. (15)

Atropin: Es ist ein Racemat aus 2 optisch aktiven Antipoden, dem l- und d-Hyoscyamin. Es ist bitter schmeckendes, in H2O schwer loesl., aus CHCl3 in Prismen kristallisierendes Esteralkaloid. Es schmilzt bei 115-116 Grad Celsius. Es ist ein Ester des Alkamin Tropin mit der Tropansaeure. (12) Molekulargewicht=289,38; farblose Kristalle oder weisses kristallines Pulver, loesl. in EtOH, CHCl3, Benzol, Ether; mp 163 Grad Celsius (20)

Hyoscyamin: Molekulargewicht=289,36, seidige Nadeln, loesl. in EtOH und verd. Saeuren, mp 108,5 Grad Celsius (20) Atropin entsteht leicht, bereits bei der Extraktion, durch Racemisierung des am Tropin gebundenen (s)-Tropasaeurerests. (17)

Die Summenformel betraegt C17H23NO3. Das Mol. Gew. ist 289,38. Die Droge bildet orthorhombische Prismen aus Aceton mit einem mp von 114-116 Grad Celsius. Die Substanz ist leicht loesl. in H2O und EtOH. Die Verbindung bildet auch Nadeln aus EtOH mit einem mp von 108,5 Grad Celsius. Sie ist loesl. in EtOH und CHCl3. Leicht loesl. ist ist in Ether, Benzol und H2O. Der mp des Hydrobromids betraegt 152 Grad Celsius. Das Hydrobromid ist loesl. in H2O, CHCl3 und EtOH. (62)

Vorkommen:

A. acuminata, A. belladonna;
Brugmansia arborea, B. aurea, B. x candida, B. x insignis, B. sanguinea, B. suaveolens, B. versicolor, B. versicolor;
Datura ceratocaula, D. ferox, D. inoxia, D. metel, D. stramonium;
Mandragora officinarum;
Hyoscyamus albus, H. aureus, H. physaloides, H. reticulatus, H. muticus, H. niger;
Latua pubiflora;
Methysticodendron amesianum;
Scopolia anomala, S. carnicola, S. praealta;
Solandra brevicalyx, S. guerrensis;


Allgemeines:

Diese Verbindung ist ein typisches Tropanalkaloid, welches in der Pflanzenfamilie der Nachtschattengewaechse (Solanaceae) weit verbreitet ist. Diese Familie ist weltweit bekannt-beruechtigt fuer ihren Gehalt an Tropanalkaloiden. Doch Hyoscyamin ist nicht das einzige Tropan, welches in diesen Pflanzen enthalten ist. Es ist nahe verwandt mit Scopolamin, welches meist zusammen mit Hyoscyamin vorkommt, aber auch mit Kokain, von dem wenige wissen, dass es ebenso ein Tropanalkaloid ist. Kokain wird uebrigens nicht von einer Pflanze aus der Nachtschattengewaechse produziert, sondern kommt in der Pflanzenfamilie Erythroxylon vor. (eigen)

Hyoscyamin kommt in der Natur in 2 spiegelbildlichen Formen vor, dem sogenannten d- und l-Hyoscyamin. Das Gemisch dieser beiden Isomere nennt man Atropin, welches oftmals in der Literatur fuer eine eigene Verbindung gehalten wird. (eigen)

Wirkungen:

Hyoscyamin bzw. Atropin blockieren durch Ausbildung kationischer und anionischer Wechselbeziehungen mit komplementaeren Bereichen den muscarinergen Acetylcholinrezeptor. Diese Wechselwirkung wird durch zusaetzliche apolare Bindungen verstaerkt. Sie verhinden damit den Angriff des natuerlichen Transmitters Acetylcholin und wirken somit parasympathicolytisch. Folgen sind Spasmolyse der glatten Muskulatur, Erhoehung der Pulsfrequenz, Einschraenkung der Speichel-, Magensaft- sowie Schweisssekretion und Akkomodationslaehmung. Daneben treten auch zentrale Effekte auf. (17)

Psychoaktives Alkaloid, 2x so stark wie Atropin; findet in der Medizin nur selten Einsatz; hirn- und lebertoxisch; (36) Atropin ist ein Parasympatholytika, dass die Wirkung des Parasympathicus aufhebt. Erhoeht die Herzfrequenz, hemmt Speichel-, Bronchial- und Magensekretion, beseitigt Darm- und Bronchialkraempfe (Asthmazigaretten), erweitert die Pupillen und wurde daher zu Augenuntersuchungen verwendet. (Heute durch synthetische Mittel ersetzt.) Auf das ZNS wirkt es erregend. (15)

Anticholinerges Wirkungsbild, als erstes Symptom tritt eine Pupillenerweiterung ein, die durch Laehmung des Musculus sphincter pupillae zustande kommt. Daneben entwickeln sich Akkomodationstoerungen, Doppeltsehen, auch voruebergehende Blindheit. Trockenheit im Mund und Rachen, Schlingbeschwerden und ein quaelendes Durstgefuehl sind die Folge. Dazu gesellen sich Gleichgewichtsstoerungen, Muskelzuckungen, Hautroetungen und schliesslich Verwirrtheitszustaende- und Erregungszustaende. Nicht selten ueberwiegt bei Sinnetaeuschungen das erotische Element, dessen Auftreten aus der Geschichte der Hexen und ihrer Teufelsritte auf den Bocksberg aus der Geschichte gelaeufig sind. Bekannt beim Solanaceenrausch ist ferner die Tatsache, dass die Vergifteten sich in Tiergestalten verwandelt waehnen, wobei wahrscheinlich aufgrund von Hautparaesthesien die Empfindung des Wachsens von Federn und Haaren die Halluzinose gestaltet. Bei all diesen Zustaenden ist der Berauschte laut, gespraechig, unruhig, lacht, scherzt und unterhaelt sich lebhaft mit Personen, die gar nicht anwesend sind. Die Wirkung ist nicht bei jeder Person gleich. Der Alholiker wird nach dem Alkoholschlaf durch Atropin beruhigt, waehrend im Delirium tremens das Alkaloid die Erregungen verstaerkt. (12) Die Wirkung der Droge entspricht der von L. Levin definierten Gruppe der Delirantia. (62)

Dosis:

Hyoscyamin: 3-8 mg: ZNS-erregend, hoehere Dosen (ab 10 mg) laehmend. (-)-Hyoscyamin ist staerker wirksam als Atropin. (+)-Hyoscyamin ist 10-20x weniger effektiv als (-)-Hyoscyamin. (-)-Hyoscyamin ist wesentlich toxischer als Atropin (L.D., p.o., ab 10 mg). (17) Atropin: Toedlich: 60-100 mg (nach Hager) (20) Die individuelle Empfindlichkeit fuer Atropin schwankt sehr stark. Letale Dosis bei peroraler Aufnahme fuer Erwachsene etwa 100 mg, fuer Kleinkinder 2 mg. (17)

Gegengift:

Physiostigmin wirkt als Gegengift und steht im Mittelpunkt der medikamentoesen Behandlung. Das Hauptrisiko der Vergiftung ist eine zentrale Atemlaehmung. Diese kann durch kuenstliche Beatmung abgewendet werden. Temperatursenkende Massnahmen und bei Erregungszustaenden die Gabe von Hexobarbital oder Diazepam (Valium (reg. trademark)), i.v. in kleinen Dosen, ergaenzen die Behandlung wirkungsvoll. (2)

(Es muss darauf hingewiesen werden, dass es zu keiner Verstaerkung der Atemlaehmung kommen darf; es empfehlen sich die allgemeinen Massnahmen der Ersten Hilfe und die Herbeirufung eines Arztes; ich glaube nicht, dass Valium oder Hexobarbital besonders gut geeignet sind; es empfehlen sich sicherlich zuerst Methoden des sogenannten "talk-downs";) Es muss an dieser Stelle an die ausfuehrlichen Beschreibungen bei Mandragora officinalis (Alraune) oder Datura stramonium (Stechapfel) verwiesen werden, wo auch ausfuehrliche Beschreibungen der entsprechenden Rauschzustaende und deren Aufhebung beschrieben ist. (eigen)

Geschichte:

vor 1855: Geiger und Hesse stellten eine Pflanzenbase aus dem Stechapfel (Datura stramonium) her: das Daturin, (95/145) die sich spaeter als Hyoscyamin herausstellte. (20, 62)

1881: Isolation durch Ladenburg aus den Pflanzenfamilien Atropa, Datura und Hyoscyamus spp. (62)

1883: Die erste Synthese von Hyoscyamin wurde durch Ladenburg entwickelt. (62)

1898: Eine weitere Synthese wurde durch Willstaeter entwickelt. (62)

1955: Goodmann und Gilman unternahmen Untersuchungen mit Hyoscyamin. (45/301)

1960: Synthese durch Werner. (62)

1961: Synthese durch Fodor von Atropin aus. (62)